Am Ring

Der stumme Diener kann nicht einmal nicken, der steht und steht und steht und lässt sich jede Jacke umhängen, das ist schon wirklich ein Trauerspiel. „Gäbe es nur nicht so viele von ihnen und wären sie nicht so unbeseelt, ich litte mit!“, tiriliert die Opernsängerin ein paar Stationen weiter so inbrünstig am hohen C herum, dass es dem Burgtheater fast das Trommelfell zerreißt. Die Universität will zur Sicherheit ein paar Wattestöpsel schicken, kann sich aber den Botendienst nicht mehr leisten. Der Portier, zum Paketzusteller degradiert, schläft aus Partout in der Straßenbahn ein und fährt stundenlang im Kreis, aber das Trommelfell des Burgtheaters hält eh viel mehr aus, als die Universität geglaubt hat. Außerdem hat die Opernsängerin das hohe C bald einmal durchgewetzt gehabt und so sind am Schluss nur noch das Schnarchen des Portiers und die Stationsdurchsagen im Zweier zu hören gewesen. Das Parlament reibt unschlüssig seine Beine aneinander, aber das Publikum klatscht sich vor Begeisterung die Hände wund. Die Apotheken machen ein spätes Geschäft, die Bühnenarbeiter tragen bis weit in die Nacht die stummen Diener ins Depot und sind froh, dass ihnen keiner drein redet.

(Thema: Wien)

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