Erinnerung an zehn Teufel
Den Ball gegen die Hauswand werfen, ein Mal klatschen, den Ball fangen, den Ball gegen die Hauswand werfen, zwei Mal klatschen, den Ball fangen, den Ball gegen die Hauswand werfen, drei Mal klatschen, den Ball fangen, das musste schnell gehen und bis zehn und zum Schluss wurde der Ball in die Luft geworfen, wurde zehn Mal geklatscht und der Ball wieder gefangen und wer es bis dahin fehlerlos geschafft hatte, war Sieger. „Ein Zehnerl spielen“, nannten wir das und den Herrn Teufel im zweiten Stock regte das immer fürchterlich auf, so hatte er schon ein Wasserschaffel direkt beim Fenster stehen, damit er es ganz schnell herunterschütten konnte, wenn’s ihm zuviel wurde mit den lauten Gfrastern da im Hof unten. Aber der Herr Neunteufel, dessen Wohnung neben der des Herrn Teufel lag, lächelte uns immer zu, wenn er, was selten vorkam, zu uns herunter schaute. Wie es das geben konnte, dass ein Teufel so böse und ein Neunteufel so lieb war, beschäftigte mich sehr und kostete mich manchen Sieg im Zehnerln. „In meinem Haus wohnen zehn Teufel in einem Stock!“, sagte ich zu den Erwachsenen, weil ich sie aus ihrer Erwachsenenreserve locken wollte, um etwas Ordentliches als Antwort zu kriegen, aber sie haben nur gelacht, wie Erwachsene über Kinderwitze lachen, was mir aber lieber war, als wenn sie mir etwas über Kopfverletzungen aus dem Krieg erzählten, deretwegen wir den Herrn Teufel, der doch in Wirklichkeit Toifel heiße, verstehen müssten. „Seid’s doch ein bissl leiser oder geht’s wo anders hin“, das war dann nämlich das Ende vom Lied und auf DAS Ende war ich nun gar nicht erpicht, das kannte ich ja schon.
(Thema: Tagebuch)
(Thema: Tagebuch)
ahg - 23. Mär, 06:57