Sonntag, 26. März 2006

Wilhelm träumt

Wenn die Eltern, die Tanten und die Onkel in der Küche saßen und wegen Klein-Wilhelms gewaltiger Ohren traurig waren – Wie schön wäre der Bub sonst gewesen und wie schwer wird er’s haben! –, stand die Großmutter am Kinderbett und kämmte mit der weichen Babybürste Wilhelms Ohrhärchen. Blies sie leise Lieder in seine Gehörgänge, legte sie ihm seine Ohren wie Daunendeckchen über den Kinderleib. „Damit du dein Herz schlagen hörst,“ sagte sie. Wilhelm schaute, so gut das ging, zwischen seinen Ohren heraus auf Großmutters Mund, der sich plötzlich zu einem Babykuss zuspitzte, gewaltige Lippen, die einen Krater formten, Wilhelms Herz trommelte Alarm, doch bevor er zu schreien anfangen konnte, hatte die Großmutter auch schon die Babybürste in der Hand. Sie strich ihm den Mund und die Augen so weich, bis sie zufielen und sein Herz den schaukelnden Takt einer Eisenbahn klopfte.

(Thema: Zeitmaschine)

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März 2006
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