Donnerstag, 16. März 2006

in dellach im frühling

diretissima ist er eingefahren und ein bergmann
war er nicht der sein geschäft verstand aber ein
schasvergolder das sagen die leut’ und die
müssen’s wissen weil ihre gefäße bis sonst
wohin geh’n wo’s herz pumpt und pumpt und
kein blut kommt zurück das gibt eine
pumpenverschmorung das sagen die leut’ und
die müssen’s wissen das ganze tal stinkt in
dellach im frühling aber jetzt liegt noch schnee


(Thema: Wir erfinden neue Gattungen / Indubiosität)

Case Study

Im Arbeitsamt sitzen die Challenge-Instruktoren bei der Morgenbesprechung, im Wartezimmer reißt derweilen ein Combatant zu fest am Nummernspender und hat’s damit auch schon vergeigt. Es fehlt ihm an Heiterness, so hat er nicht bemerken können, dass der Nummernspender doch noch gar nicht gefüllt war. Der Combatant schlägt sich ein Loch in die Stirn, als ihn die Challenge-Instruktoren aufklären, aber einen mit Hirnloch können sie schon gar nicht gebrauchen, schon allein wegen der Sauerei, die er macht und für die man wieder so ein Handkerchief einstellen müsste. You know what I mean. Der Combatant kriegt eine Hirnbinde aus den Beständen und ein Kick-Off in seinen Backbody.

(Thema: Word-Watch)

Mittwoch, 15. März 2006

Ein Binnentext sucht sich einen Satz und kriegt einen Hautausschlag

Ein Binnentext
Ein Textkörper oder zwei oder noch mehr
Ein Knie, ein Hautfragment in Rouge, ein Watschenbaum
Ein Pizzabote
Ein Jusstudent
Ein Onlineformular
Noch ein Binnentext
Eine Textur
Ein abgebrochenes Ohr nebst Zahnstocher im Zeigefingerformat
Schon wieder ein Binnentext (verdammt lange Ohren und Watschenbaumbäckchen)
Werwardas
Ein Onlineformular
Ein roter Vorhang mit Samtfransen
Flusen (logisch)
Ein Mob (noch logischer)
By Dick und ein schwankendes Schiff
Schilf fehlt (steht zu weit weg im Attersee)
Algen (grün und mit breitem Durchschuss)
Den Binnentext juckt’s
Ein Pizzabote (klingelt wie der Herr Doktor)
Gutentagmeinherr
Ein Onlineformular
Ein Jusstudent in Noir
Ein Binnentext kriegt einen Hautausschlag
Eine Textur
Wersglaubtwirdzelig
Ein Onlineformular


(Thema: Tango Experimental)

Die Sporthaut ist braun (Mediatour)

Die Sporthaut ist braun, keine Blässuren, nur ein Schmiss hie und da oder eine Aufrissnaht, geprobt wird der Felgeaufschwung, „Den Hintern hoch und mitten in die Kamera!“, im Hintergrund das Memo der Coaches, die Schulter des Herren aus der Politik ist noch warm vom Finger der Stylistin, aber das Sakko ist schon wieder aus dem Schneidersitz gerutscht, die Sporthaut wird’s verkraften, man ist elastisch, wo ist das Reck?

(Thema: Wir erfinden neue Gattungen)

Dienstag, 14. März 2006

Blogschreiben stinkt

„Ich rieche, rieche Menschenblut!“, tiefe Stimmen sind das und da fürchtet sich die Blogschreiberin, da fürchtet die Blogschreiberin um ihr Menschenblut, „Weil die Stimmen aber auch so drohend sind!“, schreibt sie in ihren Blog hinein und macht hunderttausend Rufzeichen dazu wegen der hunderttausendfachen Angst und für die anderen Blogger, die sie auslachen: „Sei nicht feig!“, aber sie fürchtet sich weiter und sticht, eine paradoxe Intervention (lieber Fremdwort als Fremdling), jeden Morgen aufs Neue in ihren Zeigefinger und dann der Ekel wegen der vielen heimlichen Reibepfoten, die ihr Blutsbrüderblut antragen: „Ich bin doch ein Weib, hab Blut’s genug!“ (zur Not müssen’s die Märchen tun), die tiefen Stimmen entfernen sich, Gemantsche von Blut, Igitt & Nein: Blutwurst nur vom Biobauern persönlich, gemeinsam zu fressen am Kulttischerl, nach Thymian muss es riechen (Herbes statt Schmerbes), „Sind wir uns doch ehrlich, da kann einem schon einmal ein Rülpser auskommen von den vielen BioInhaltsstoffen!“, es stinkt nach Magen, der sich umgedreht hat und verkehrt herum am Bildschirm klebt: „Ich rieche, rieche Menschenblut!“, „Das ist ein Irrtum, meine Damen und Herren“, schreibt die Blogschreiberin, aber da sind die tiefen Stimmen schon weg.

(Thema: Tagebuch)

Willi kippt um

Ein unübersetzbares Tortenstück, aber Willi schlägt sich immer noch den Wanst voll. In den Katakomben rumort es: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ „Wer hat seine Schuhe unter mein Tischlein gestreckt?“ „Wer hat mit meinem Suppenlöffelchen seine Beulen gekühlt?“ Willis Wanst wackelt vor Lachen, Arme und Beine vor Vergnügen in die Luft gestreckt. Die Servierkraft räumt schnell den Tisch ab, mit wenigen Handgriffen faltet sie das Tischtuch vom Tisch herunter, sie kennt Willi und da kippt er auch schon auf den Rücken, wie ein Käfer liegt er der Servierkraft im Weg, sie ruft dem Konditormeister zu: „Jetzt hätt i mi boid dastessn!“ Ein Engerl mit Zahnlücke schwebt aus den Katakomben heraus. Das Engerl streicht Willi die Strähnen aus dem Gesicht und den Wanst glatt, Willi weint und will nie wieder aufstehen. Der Konditormeister holt die frischen Torten aus dem Backofen, der Geruch zieht sich bis in den Gastraum. Das Engerl schwebt zurück in die Katakomben, die Servierkraft hilft Willi auf die Beine.

(Thema: Was einem so einfallen kann)

Montag, 13. März 2006

im wunderland der cashewnussträger

da fällt der groschen da klingelt das
glöckchen da geht die tür auf und
hereinspaziert hereinspaziert
hereinspaziert ins wunderland der
cashewnussjäger stoßen leuchtende kugeln
aneinander wie luise ein
plingelinglinksherum und rechts da steht
der geruch von kerzen in die höhe ein
fickdichinskniebaum und überhaupt ein
plumcake ruft feurio das haar wirft eine
lockenpracht und keine splissatur kein
windwachel nur ein renken fleisch aus der
selch ja nicht einmal ein
kubikmillimeterchen luftlinie wäre das
mindeste aber ehrlich gar überhaupt nichts
bewegt sich ist der stall auf halbem weg in
den misthaufen gefallen in richtung
millibitschn und mauloffen gestanden wir
atmenlos die hacken dem teufel zu auf der
linken handpuppe und gewandt turnt er
rechts zwischen dem fußwerk herum das
klopfstangen gleich haben wir dich oder
wie ist das noch einmal gleich gegangen

(Thema: Tango Experimental)

Das Haus ist heut’ aus Chinoise

Chimisettes Augenlider öffneten sich langsam, als die Drei samt Anhang durch die Tür drangen: „Meine Herrn, das Haus ist heut’ aus Chinoise“, sagte sie träge, dann schlossen sich die Lider auch schon wieder und die Augen drehten sich drei Spalt breit zurück. Klack-Klack-Klack, erst der Anhang, dann die Drei, sie rasteten rückwärts hinaus. Die Tür schlug mit allen Salben geschmiert ins Schloss, gedämpft durch Wände aus Meterware war zu hören: „Jaja wer wird denn aus Liebe geweint werden“, Chimisette wurde rund ums Augenrad fast bis ins finstere Mittelalter gedreht und keiner wurde erhört: nicht Mike, der Unverbesserliche, nicht George, der Ritter, nicht Jakob van der Mühlen. Kühl rieben die Vorhänge an den Fensterscheiben des Boudoirs, unten auf der Gasse rief der Anhang: „It’s Tea-Time! Das Wasser kocht schon, Madame!“ Mike, der Unverbesserliche, wurde unter den Wasserkessel geschoben, George, der Ritter, in den Türspalt gepresst und Jakob van der Mühlen in schweren Ketten abgeführt. Chimisette räkelte sich, ihre Beine lang bis zum Türspalt, ihre Brustspitzen hoch bis zum Plafond, ihre Haare weit bis auf die Gasse hinaus.

(Der Museumsführer reckt sich in die Höhe: „So kommen Sie doch bitte weiter, meine sehr geehrten Damen und Herren: ein Hut, ein Fick, ein Regenschirm und vorwärts, seitwärts, rückwärts und schließen, so geht das!“ Beherzt, wie er ist, macht er die Schrittfolge gleich vor und seine Stimme ist heiter, dies aber nur wegen des Binnenreims und des Trinkgelds, das er erhofft, wenn er am Ende der Führung seine Hand zum Gruß herausschnellen lassen wird.)


(Thema: Portrait)

Sonntag, 12. März 2006

Don't forget Cordelia

Von den Knöcheln aufwärts: ein Knoten nach dem anderen und ein jeder so stramm gezogen, als ob es sich um ein Taschentuch handelte, in das mit aller Kraft Erinnerungen geknotet worden wären, und nicht etwa um einen Frauenleib, den man vor laufender Kamera aus der über die Ufer getretenen Donau gefischt hatte.

(Verwandtschaft meiner Texte zu Elke Krystofeks Arbeiten behauptet)

(Thema: Tagebuch)

Samstag, 11. März 2006

Herzsack Heloise

Als der Herzsack für Heloises Sammethäutchen zu groß geworden war und Heloise in tausend Stücke zu zersprengen drohte, wurde ihr Ansuchen trotz der allgemein angespannten Lage endlich positiv beschieden: die größten Kapazunder ihrer Zunft brachen aus Heloises Rücken nun eine Öffnung heraus, durch die sich der Herzsack nach Herzenslust hinausdehnen konnte. „Eine medizinische Sensation!“, hieß es, als Heloise nach wenigen Tagen bereits entlassen wurde. Aufs Erste war sie nur froh, ihr Sammethäutchen wieder an ihren Knöchel- und Muskelchen liegen zu haben, bemerkte aber aufs Zweite, dass der Herzsack in ihrem Rücken mit jedem Herzschlag größer wurde, und entsetzte sich aufs Dritte, als er – zur Größe einer Tennishalle gewachsen – an Stock und Stein sich stieß, ging sie beispielsweise nach Großweikersdorf, um frische Semmeln fürs Frühstück zu kaufen. „Weit wernS ned kommen mit dem Mordstrumm am Buckl hängen“, sagte die Nachbarin, der Heloise auf halbem Weg begegnete. Heloise raffte den Herzsack heran und schlug ihn sich wie einen Brautschleier vor die Füße. Schlammspritzer ohne Ende, deshalb war er auch so schwer geworden, dass sie befürchten musste, es nicht mehr nachhause zu schaffen, selbst wenn sie sofort umkehrte. „Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht“, erwiderte sie also. Sie würde um einen Herzsackträger samt Ersatzmann ansuchen müssen und Jahre würde es dauern, falls man ihr diese Extratour überhaupt zubilligen würde. Die Nachbarin redete währenddessen ohne Unterlass weiter, sie war eine von denen, die Heloise jetzt noch mehr als zuvor beneidete, weil sie ihr Herz auf der Zunge trugen. Die flinke Zunge reichte aus, um das Herz nach jedem Wort wieder einzufangen, und das Netz für den Notfall, ein leichtes Netz, wie es Schmetterlingsforscher verwenden, wie handlich war es und wie selten trat der Notfall ein, dass das Herz zu weit für die Zunge sprang.


(Thema: Portraits)

Freitag, 10. März 2006

Eine Dis-Position

Der Hund hat den Hasen derquernach erwischt, derquernach steckt er ihm im Maul, da rennt er nun und rennt (der blöde Hund) und nichts wird’s mit dem Hasenbraten auf dem Festtagstisch, völlig derbissen ist das gute Stück und verkeilt im Hundemaul. Wahrlich, sehr undelikat, das sieht ein jeder, der Augen im Kopf hat. Keiner wird sich sein locker geschlossenes Dunkelhemd anziehen und der dezente Schmuck des Requisiteurs bleibt in der Schreibtischlade, keiner wird sich zum Abendmahl setzen, dem toten Vieh die letzte Ehre anzutun, keine Reden werden geführt, nicht vorher, nicht nachher, das Tischtuch bleibt weiß („So weiß!“), der Köter war dis-positioniert und der Hase falsch, die Jagdgesellschaft steht höflich plaudernd am Rasen, gelegentlich knattert ein Rasenmäher.

(Thema: Wir erfinden neue Gattungen/ Wegrandbigottierie)

Donnerstag, 9. März 2006

Senza te

Handschuhe aus gerissenem Schlamm, Heliummaske vorm Gesicht und Beinkleider (einfach so), diverse Untergründe und dicke Luft (Staub). Tee aus Zitronenverbene und raue Mengen Verbandszeug, ein Vordermann, ein Hintermann, Männer für die Mitte (ein Hallimarsch), Frauen in Alabasterketten, hoch das Tor und tief das Bein: eine Achsenverspannung.

(Thema: Grammatika, Schreiben ohne Verben)

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