Dienstag, 23. Mai 2006

Nieholt

Machen Sie es mir doch nicht so schwer, sagte Nieholt, Sie wissen doch selbst, dass dieses ineffiziente Mehrlingsgesocks weg muss. Was wollen Sie denn mit den schwächelnden Missgeburten anfangen? Die kommen ja doch nicht auf die Beine, wenn ihnen überhaupt welche wachsen, verkrüppelt wie sie sind. So halten Sie doch still und den Mund halten Sie auch, wenn Sie mir diese kleine Wortspielerei gestatten. Geh schau’n Sie doch nicht so schief, ein Wortspiel hat noch keinem geschadet und nimmt der Sache doch auch die Dramatik, die sie ja in Wirklichkeit gar nicht hat. Sehen’S das doch bitte-gar-schön endlich ein! Und sein’S doch nicht so verzwickt, lachen’S doch lieber einmal! Haben Sie denn überhaupt keinen Humor? Nicht schaun’S mich an, Sie Kasperl Sie, als ob Sie wüssten, dass es hier in Wirklichkeit um ganz was Anderes geht, grad’ Einer wie Sie, der tut, als ob die Wirklichkeit ein Zaubersack wäre! Sind’S mir nicht bös’, aber das ist jetzt wirklich lächerlich. Nur eine Gerade ist eine Gerade und ein sauberer Schnitt ist ein gerader Schnitt, so, mein Lieber, so ist es nämlich. Schaun’S her, s’ist alles schon vorbei und hat’s weh getan? Nein, es hat nicht weh getan und jetzt schau’n wir doch gleich wieder viel besser aus. Geben’S es doch zu, das war doch nichts mit diesem sinn- und zwecklosen Blasengewabbel an den Hacken, das nie auf den Weg gekommen wäre. Sehen’S, jetzt sind’S richtig froh, dass ich Sie erleichtert hab’, jetzt können’S ganz frisch von Vorn anfangen, aber das nächste Mal, das wär’ mir schon recht lieb, spar’n Sie sich ihr gequältes Getue, da tät ich mir nämlich leichter, ich liebe meine Arbeit, ob Sie das jetzt glauben oder nicht, nämlich genauso wie Sie die Ihre.

(Thema: Portrait)

Max Goldt in einem Interview mit Klaus Nüchtern (Falter 20/06)

„Ich halte es lieber mit Peter Esterhazy, der in seiner Rede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels sagte, er misstraue jeder Form von Literatur, die sich nacherzählen lässt. Das tue ich auch! Werden Sie mich gleich fragen, ob ich mich als Essayist sehe? Ich würde antworten: Keine Ahnung! Da allerdings die Hauptaufgabe essayistischer Literatur in der Begriffserörterung liegt, die ich nicht selten betreibe, könnte es sein, dass ich einer bin oder gerade einer werde.“


(Thema: Zitate)

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