Freitag, 22. August 2008

steck ich vier fähnchen

violetta di caramella steckt fähnchen in den wind / dann / ihre rolle rückwärts
hat mich fast erschlagen, bin ich am weg der / violetta di caramella herumgelegen
hab meine zehennägel lackiert / hab sprüche aufgesagt über liebe und tod / wie ich sie
von früher noch weiß / als die zeit war dafür / spricht sie lauter über liebe und tod
/ und am lautesten ruft sie / die liebe herbei und den tod / steckt fähnchen
in meinen mund zur besseren sicht / mein kreuz, das bricht / unterm fahnenmast
der es ist / den sie lächelnd wie die liebe / mehr sag ich nicht / mehr ist nicht
/ passiert / mehr soll nicht sein als ein zaubergeviert / die liebe, der tod, violetta und
ich / schlagend im wind die fähnchen / klebrig das rot im mund und violetta spricht laut
spricht / lauter und lauter und viel / spricht die luft dicht / und dichter / zu / da splittert
der lack von den nägeln / segelt in hartriegelfetzen schnitte in die luft / steck ich
violetta di caramella ein zuckerstück / in den mund / eines von früher, als die zeit war
sag ich die sprüche über liebe und tod / schlag ich die rolle nach vorn / mit
zerschlagenem kreuz erschlag ich violetta / die caramella in violett / bricht di caramella
in hartriegelfetzen /ab / steck ich vier fähnchen in den boden / kann ich violetta sehn

Mittwoch, 20. August 2008

das grün in der stadt

das grün in der stadt ist dreckig legt es eine schmalspurmatte unters gebüsch
am asfalt daher und ein mal pro woche kommen die männer vom magistrat für den
müll um den containerplatz sucht jemand einen sitzplatz wenns heiß
ist am sperrsitz ists gut sitzen lernst serbisch und kroatisch sind
verschiedene sprachen lernst türkisch kein witz rauchen die kids von der hak
filterlos neben billasackerln lungert die große liebe mit red-bull
und cola und fischsemmerl mit viel ketchup kleben finger aber nie
die münder aneinander nicht untertags wippen die jeans an den hüften
und dolce & gabbana sagen höflich grüß-gott vorm grün im rücken der zaun
dazwischen gegen die hunde an der leine sollen sie ins sackerl scheißen
schläft ein sandler seinen rausch aus steigt ein anderer ins wasser vom gestrigen
regen haben sie eine vertiefung im asfalt gelassen die vollkoffer die städtischen
tauben gurren um einen brothaufen ghörn eh derschossen und füttern sie ratten
steht am schild die kids von der hak haben jetzt keine mittagspause
mehr raucht die rauschkugel allein den ersten tschik nach dem aufwachen
stinkt meterweit gegen den wind nach schweiß und urin
kommen die männer vom magistrat s ist heute ihr tag



Gruen-in-der-Stadt-1


- orte (1) - krafftgasse

Dienstag, 19. August 2008

eine himmelsmusik solls spieln

ich hätt gern (sag einmal: wieder) ein betschemel und ein abgewetztn polster
zum draufknien, wenn die erleuchtung leuchtet (sag einmal: ein blitz)
und eine musik hätt ich gern dazu. von dir, herr hinter dem gespinstertuch
hätt ich gern ein paar blutsbrüder mit tropfen, für rein oder eini in ein kelch
und ein kirchenmusik, die von oben (sag einmal: empore) herunterfällt
ein heiliger fallwind. ich hätt gern den leib josefi in mir drin und dazu
ein glas lacrima und eine himmelsmusik solls spieln
weißt es noch, sepp, ich weiß es noch: der betschemel, der polster
die musik und soviel leib - wir waren wie besoffen davon

Donnerstag, 14. August 2008

die frau im bett der fickaturen

ein mann, eine frau, ein bett und rundherum / eine große fickatur samt herrn von der tauglichkeitskommission / sag "ficken", sagt der herr von der tauglichkeitskommission und richtet sich / ein plätzchen am unteren bettpfosten her / batzweich unten und mahagonihart mit pfostenkante am rücken: zum rückenkratzen, wenn's ihn denn juckt / sein job ist schwer / doch er hält was auf formen im amt: hosentürl immer zu / aus prinzip, sagt er ganz stolz, weil er noch prinzipien hat / sein ausgeh-hütchen hat er im vorzimmer abgegeben, aber seine hos' / die hängt am unterleib wie angeschneidert / hosentürl bummfest zu / "prinzipiell" wiederholt er / und das so oft / dass die frau im bett der fickaturen gar nicht dazu kommt / "ficken" zu sagen / der mann neben ihr / ja der mann neben ihr / gell, mehr ein männchen, ein männchenmehr / blinkert die frau im bett / rotbraun zum bettpfosten hinunter / jaja, sie versteht ihr geschäft / der herr von der tauglichkeitskommission wetzt am pfosten / viel fehlt nicht, und er wäre auch noch errötet / wir fühlen mit: die anstrengung! der arme hund! / lass mich die geschichte erzählen / sag' ich / aber du sagst: sag ficken oder halt's maul / vor schreck über dich halt' ich es mir / aber nur kurz / und die frau im bett / greift dem herrn von der tauglichkeitskommission / beherzt / beherzt / beherzt / zwischen die beine / uiii! / der mann neben ihr liegt bäuchlings / begraben unter ihm / ein papierberg / papier statt daunen, sagt er / ein dichter / sag' ich / sag "ficken" / quetscht sich der herr von der tauglichkeitskommission gerade noch heraus / bevor ihm ein tauglichkeitsbefund entfährt / derweilen die frau / hat geschwiegen / der mann / hat gekritzelt / da hab' ich's gesagt: fick dich.

Mittwoch, 6. August 2008

elisabeth in diesen tagen

träge treibt der sommer seinem ende zu, schwere luft
liegt überm teich, ein sommerspritzer teilt beim kraulen
tausend schläge aus und lauthals fallen sie zurück. elisabeth
in diesen tagen trägt ein breites pflaster überm mund
quer: ohne unschuld ist's nicht gut sprechen
sprach der mann vom pfarramt west und rückte das
ornat zurecht. heiß war ihm, wer will es ihm verübeln, ich nicht
ich kraul' ihm einen sommerspritzer unter schweren tüchern
aus dem leib: rock trägt träge toten mann, am rücken
treibt elisabeth zum schoß hinaus

Montag, 4. August 2008

es war kein fest

drei krähenfüße im gesicht (drei tritte heißt es, sind's gewesen)
drei federn links und rechts in ihrer hand
in grellen farben eingefärbt und dunkler flaum auf ober
lipp und dort, wo andr'e ihren einlass haben. zu
nicht nackt kam sie: gefiedert und geflaumt
mit dunklem wollzeugs aus dem bastelshop und einem großen
maul, aus dem die worte fielen: pressglasperlen
klirrten auf den harten grund im ekazent
wo wir die börsen fest zusammenhielten, wenn ihr
krächzen süß in unser richtung drang. später
schlachteten wir sie. es war kein fest
errichtet wurden nur die hohen schragen
von denen hing sie: ausgeblutet nach der
angemess'nen zeit. die kinder kamen mit den murmel
säckchen und sammelten, was sonst noch abfiel

Mittwoch, 30. Juli 2008

wo meine liebe wohnt

meine liebe wohnt im lila des blutweiderich
und in den wächsernen blüten der seerosen
sie hängt an den gelben dächern der schafgarben
und blüht an den langen stangen der bauernrosen
behutsam steht sie neben den wegwarten
zärtlich träumt sie zwischen vexiernelken
prächtig glänzt sie im türkischen mohn
und gelb geschürzt verschwindet sie
im tagliliengrün wohnt meine liebe zu dir

(für s.)

Mittwoch, 23. Juli 2008

ich bauch, er bäuchlings

ins bauchgewölk - ich bauch, er bäuchlings - kriecht er los,
ich sehe jedes haar. einzeln sehen, sag' ich, schneide ihm
den rückweg ab und zupf' ihm eine augenbraue übern nabel.
dem prinzen die prinzette, sag' ich und bohr' ihm, als ich fertig bin,
den spitzen finger mitten in den bauch:
du kannst jetzt gern auf durchzug schalten, sag' ich, dann
schwemmt er los. der blutstrom raus ihm und her
zu mir. sein' augenbraue hebt sich krumm zum kinn vor schmerz und ich?
ich weine kilometerlange fäden. ehrlich.

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