Mittwoch, 9. Mai 2007

Am Rand und in Schmuckfarbe

Am Rand und in Schmuckfarbe Silber / So schreib’ ich das Merk Merk Merk rundum im Kreis, bis mir schwindlig wird / Doch in der Mitte hält an dein Gesicht samt der schwarzen Augenklappe von damals / Und schön ist das nicht / Wie deine Zahnregulierung dein Eisengebiss / Ein Batzen Stahl in der Goschen / Doch blind / Blind ist was anderes, hast du gesagt und ich / Lies den Merksatz, sag’ ich zu dir / Vielleicht nützt’s was / Nicht dass ich’s glaube / Nur ich kann ihn lesen mit geschlossenen Augen wie ein Buch / sag’ ich dir, seh’ ich dein Bild und tausend Geschichten / Dein Bild dein Bild vorm Zielfernrohr / Da liegt es und Kinder waren es Kinder Kinder ein Kind / Du siehst es nicht / Ein Kind hat geschossen / Vielleicht war es ich.

Montag, 7. Mai 2007

ich han min monogramms

ich han min monogramms
in der hinterhand han ich’s versteckert
wo doch keins und seinerlei himmels
smacht versteckert sist sin so seinem
monogrammstrara ich weiß
ihr kopfbecherchens ebens unds mühs und ohne tadels
deshalb ist kein o mehr kein salz kein i und kein a nur das monogramms meines
ist es du glauberst mir jetzt sonst kracht’s in der hinterhand
han ich’s versteckert
vor fingerns und frühstückslöffelns
han ich’s da versteckts mags ein agst du und wickelst
eine große buttebrotpapierette aueinander

Freitag, 4. Mai 2007

Adieu

Sie hat dabei geweint, ich habe ihr Aufschluchzen zwischen den Worten genau gehört: Manchen Traum kann man nur alleine träumen, hat sie gesagt. Vielleicht sagte sie aber auch: Manchen Traum will man nur alleine träumen. Genau weiß ich das jetzt nicht mehr, aber dass sie dabei geweint hat, das weiß ich. Ganz egal, was ihr sagt, sie hat geweint und nicht triumphiert. Und genervt oder gelangweilt war sie schon gar nicht. Sie war traurig, als sie Schluss mit mir gemacht hat. Klar? Denn SIE war es, versteht ihr, SIE war es und nicht ich. Was für ein Traum?, habe ich gefragt, um irgendetwas zu sagen, denn man kann doch nicht einfach schweigen, wenn man abserviert wird, aber da hatte sie das Gespräch auch schon beendet. Sie, nicht ich, ich muss das noch einmal sagen, weil ihr mich anseht, als ob ich euch Märchen erzählte. Als ob ich je der Typ gewesen wäre, der Märchen erzählt! Auch das war sie – mit ihren Märchenbüchern und Traumheften, mit ihren tausend Zetteln, auf ihnen klebend: Figuren und Figurenteile, soviel Klebstoff, dass sich die Seiten verzogen wie dicke, runzelige Haut. Ich hätte sie nie verlassen, ich hing an ihr mehr als an jeder anderen. Auch das wisst ihr, wie ihr alles wisst, aber nicht wissen wollt. Weil ihr lieber das ganze Wissen in mich hineinphantasiert (phantasiert, NICHT träumt!, dass das klar ist!), damit ich alles und ihr kein Wissen habt. Das würde euch so gefallen! Ihr allerdings wäre das alles vollkommen egal und auch das wisst ihr, weil ihr doch immer schon alles egal gewesen ist. Alles außer ihrem Traum, den ich hier und jetzt nicht nennen werde. Extra. Damit ihr ihn alleine wissen müsst. Wie ich ihn weiß. Wie ich sie weiß. Weinend weiß, als sie mich abgeschossen hat mit diesem einzigen kleinen Pfeil aus ihrem Büchlein. Nie hätte ich gedacht, dass er auch nur einen Meter weit fliegen kann, verklebt wie er ist, dieser Traumpfeil, den ihr kennt, den ihr besser kennt als ich, weil ihr ihn schon länger kennt als ich, der ich neu hinzugekommen bin. An der Hand hatte sie mich genommen, warm und trocken war die Hand, und wie ein Luftballon so leicht bin ich emporgestiegen an ihr und ihr habt gegafft, dass es nur so eine Freude war. Und jetzt hat sie mich abgeschossen. Ihr wisst das. Wie ihr alles wisst und wie ich weiß, dass sie geweint hat. Sie weinte, als sie sagte, woran ich mich jetzt, wo ich in eure weit geöffneten Augen schaue, die kein Lidschlag auch nur Sekundenbruchteile verdeckt, genau erinnere: Manchen Traum muss man alleine träumen.

„ ... die innere Potenz der Auflösung ...“

„... etwas Komisches hat sie geantwortet. Klassische Schönheit in Literatur und Kunst, aber auch in der Realität, rühre sie wenig, sagte sie; es müsse im Schönen die Ahnung eines Risses, eines Bruchs, eine leise Schlampigkeit und Nachlässigkeit sein, die innere Potenz der Auflösung. Nur unter dieser Voraussetzung spreche Schönheit sie sinnlich an. Sonst sei die Bewunderung reine Sache des Verstandes.“

(Aus: Inge Merkel: Die letzte Posaune)

Donnerstag, 3. Mai 2007

Ein Ich sitzt im Zug. Sehr traurig.

Ein Ich sitzt im Zug. Sehr traurig.
Ich – Nicht Ich – Ich – Nicht Ich – Ich
Nicht – Ich hält ein: eine Zitronenfalte!
Und weiter, der Zug, das Ich – Nicht
Ich – Ich – Nicht Ich – Zitronenfalte ist
Im hinteren Himmel ist sie verschwunden
Auch wenn jemand ihren Namen auf eine Fahrkarte
Auf eine fremde, wie es heißt, auf eine fremde
Fahrkarte gekritzelt hat. Sehr traurig. Ein Ich sitzt im Zug.


(Mit Dank an B.)

Mittwoch, 2. Mai 2007

Sinnsinnsintern im Hippodrom

Von links die Sinnsucher, von rechts die mit dem Sinn im Knopfloch, aus dem Mittelgang hervorquellend: die Spaßvögel, mir soll’s Recht sein. Recht und vor allem billig. Ein billiges Theater ist’s nämlich, das Hippodrom, nur eines ist wichtig: dass die Herrschaften ihre Messer am Theatereingang abgeben, denn diese Messerstechereien, die ewig und drei Tage dauerten, bis endlich Sieger und Verlieren feststanden und das Sinnsinnsintern anheben konnte, haben das p.t. Publikum auf die Dauer schwer gelangweilt, vorzugsweise die Damen, die sich übrigens auch an den Blutspritzern auf ihren neuesten Frühling/Sommer/Herbst/Winter-Fähnchen gestoßen haben, nicht nur einmal wurden der Geschäftsführung unerhört teure Putzereirechnungen präsentiert, von zahllosen Ekelbezeugungen ganz zu schweigen.

Dass die Damen, die bei der Garderobe ihren Dienst versahen, den Herrn mit deren höchsteigenen Messern die Schwänze coupierten, schien aber noch genauerer Prüfung zu bedürfen, denn es hätte sich hierbei auch um ein böswilliges Gerücht handeln können, um ein Gerücht, das den Zulauf ins Hippodrom stoppen hätte sollen, vorzugsweise den männlichen. Denn auch wenn das Sinnsinnsintern den einzelnen Besucher so gut wie nichts kostete, so brachte es im Ganzen denn doch eine Menge ein. Diese Hippodrombetreiber: Arme waren das nicht! Das musste Einem bei aller Sinnsinnsinterei schon klar sein, dass man da auch immer Jemanden unterstützte und das mit gutem Geld, für das sich nicht nur Weltreisen kaufen ließen - wie man hören konnte, wenn man dort verkehrt, wo Weltreisen und teure Uhren und schnelle Autos und vorzeigbare, willige Weiber gehandelt werden.

Man kann daran denken, wessen Säckel man füllt, man muss es aber nicht und kann es vielleicht vor lauter Sinnsinnsintern und Spaßvögeln vielleicht doch nicht. Was weiß denn ich. Ich bin doch nur der Chronist. Und als solcher sinnmäßig aus dem Schneider, so ein Chronist trägt den Sinn bekannterweise ja in sich. So sieht man ihn, den Sinn, nur dann, wenn er, der Chronist, das große Kotzen kriegt, was gelegentlich vorkommt, aber sonst steckt der Sinn ebenso unsicht- wie unbestreitbar mitten in ihm drin.

Weswegen nun ohne lange Theatraden noch zu berichten wäre, dass den Sinnsinnsinter-Weibern beim Eingang nur die Zotteln gekürzt wurden. Nur die ganz renitenten kriegten von den Garderobefrauen eine Stoppelglatze verpasst, aber rund ums Hippo-Theater hatten sich schon etliche Perückenmacher angesiedelt – Friseure wie Damen waren ja nicht dumm und Haare lassen sich allemal leichter vortäuschen als Schwänze, die dann ja auch was herhalten sollten. Ich will gar nicht wissen, mit wie vielen Perücken man es im Hippodrom zu tun hatte! So sah man schon mal die Eine oder die Andere verstohlen sich unter den Haaransatz fahren und die Kopfhaut mit spitzen Nägeln kratzen, während sich manch ein Mann ebenso verstohlen in den Schritt fasste, aber nur die fast leer flatternde Hose erwischte. Sinnsucher wie Sinnknopflochträger wie Spaßvögel: ganz egal von welcher Seite die Herrschaften auf die Bühne strebten, dieses Flattern in der Hose machte einem Jeden von ihnen zu schaffen. Die Damen kamen zu ihnen wohlbekannten Ehren, sie stützten und schubsten vorwärts und hielten aufrecht, bis dass ihnen die Perücken verrutschten, so torkelig waren die Herren unterwegs: Schiffe, denen der tiefe Punkt abhanden gekommen war.

Was wäre denn da auch noch lang nach Sinnsinn zu sintern oder spaßzuvögeln geblieben, so ohne tiefen, gleichgewichtgebenden Punkt? Und da die Damen ja quasi an die Herren gebunden waren (Sie wären alleine ja nicht einmal nachhause zu ihren Ehefrauen gekommen!) kam es, dass die Bühne zum ersten Mal leer blieb. Es folgte ein zweites und ein drittes Mal, dann wurde eine Weltreise storniert, wenige Tage später irrten ein paar herrenlose vorzeigbare Weiber auf der Straße herum. Die Damen von der Garderobe, nun ohne Arbeit, spielten in einem Hinterzimmer Coupier-Schach. Sie fänden das eine sehr sinnige Sache, behaupteten sie, aber sie weigerten sich, auch nur ein Wort über den Sinn zu verlieren. Statt dessen lachten sie, dass sich die Balken des Hippodroms gefährlich bogen.

Dienstag, 6. März 2007

Hinweis

Den treuen Lesern und Leserinnen wird es ja schon aufgefallen sein: Meine Einträge hier sind seltener als sporadisch geworden. In nächster Zukunft wird sich daran nichts ändern: hier findet also bis auf Weiteres eine Schreibpause statt!

Mit Grüßen
Andrea HG

Sonntag, 18. Februar 2007

Textur 10 (Baumkörper)

Baumkoerper

Dienstag, 23. Januar 2007

Textur 9 (Spiegelungen)

textur-9-spiegelungen-

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