Donnerstag, 26. Januar 2006

Spompanadln (Fisimatenten)

Zetzn (schwächliche, wehleidige Person)
Ungustl (unsympathischer Mensch)
Zwiderwurzen (stets übel gelaunter mürrischer Mensch)
Häferl (jähzorniger, aufbrausender Mensch)
Sturschädel

Ang’rührt sein: leicht beleidigt sein

http://www.janko.at/Wienerisch/Lexikon/h.htm
http://www.fim.uni-linz.ac.at/Woerterbuch_oesterr_deut.htm


(Thema: Österreichisches Wörtermuseum)

Dienstag, 24. Januar 2006

Sal/to mortale

Öffentliche Belange werden hinter verschlossenen Türen verhandelt und das Private auf jeder, sich bietenden Bühne. Immerhin stimmt das Gleichgewicht am Schluss wieder und das Auge richtet die verkehrten Bilder ohnehin ganz schnell wieder gerade. Und schließlich ist noch kein Australier von der Erde runter gefallen. Alles bestens also, nur der Magen macht noch Mätzchen.

(Thema: Da hab' ich mir gedacht, das ist nicht unser Krieg, nicht unsere Schlacht, Aus: Schmetterlinge, Proletenpassion, 1976)

Montag, 23. Januar 2006

Oder Dada, sagt der Ist

Mehrstimmig und das ohne verteilte Rollen (lesen, zum Beispiel): Nein, das ist keine Komödie und schon gar keine Comedy, vielleicht eine Tragikkomödie, womöglich, wenn’s denn immer noch Spaß macht, ein Kabarett, sonst eine Kakophonie.

(Thema: Kunst)

Sonntag, 22. Januar 2006

Ein Maulbeerbaum! Ein Maulbeerbaum!

Ein-Maulbeerbaum-Ein-Maulbberbaum-

Kleine Wegrandbigotterie, die dritte

Innen drin, ganz drin, sodass keiner was sieht und keiner was bemerkt davon, ist jeder ganz anders. Anderst nämlich und umso anderster, als er draußen am andersten ist. Innen drin, ganz tief drin, sodass keiner sie sieht und keiner was bemerkt davon, da liegt sie dann: die ganz, ganz andere Wahrheit, daneben – rein, reiner, am reinsten – die ganz die andere Schönheit und durchscheinend hell (heller, am hellsten) umfängt sie als Dritte im Bunde die anderste Liebe von überhaupt. Blass sind sie, die Drei, wie das eben so ist, wenn man Jahr und Tag keinen Sonnenstrahl zu sehen bekommt. Und auch wenn keine von ihnen unter sich zu lassen pflegt, riecht es muffig dort in dem Innersten, weil sich niemand zu lüften getraut, liefen die Drei, ausgehungert, wie sie sind, doch Gefahr, vom leisesten Lufthauch mit- und hinausgenommen zu werden. „Da sei Gott vor!“, ruft ein jeder entsetzt (schon die Idee: ein Gräuel), denn einen Mordssonnenbrand würden sie sich holen und womöglich sterben an den Verbrennungen und (was noch viel schlimmer wäre): Das Innen-Drin wäre leer und der Innendrin-Geleerte bekäme Schlagseite. Seines Mittelpunktes entledigt torkelte er wie ein hundsnormaler Besoffener durch die Welt, aus wäre es mit dem Anderst-Anderster-AmAndersten-Sein, er müsste, als ob er einen Schlaganfall gehabt hätte, wieder gehen lernen: Ein Schritt ist ein Schritt ist ein Schritt.


(Thema: Wir erfinden neue Gattungen)

Samstag, 21. Januar 2006

Billa, Feinkostabteilung

Gemischter Aufschnitt bitte: Ein bisserl lustig, ein bisserl frech, ein bisserl kämpferisch, ein bisserl grundsätzlich, ein bisserl sentimental. Die vorgeschnittene Wurst liegt am äußeren Rand der Wurstvitrine, ganz nahe am Auge des Betrachters, die Verkäuferin hat schon einen Knick im Bauch, weil sie sich so oft vorbeugen muss. Sie steckt sich in der Zehn-Uhr-Pause einen Polster unter den Kittel, damit man das Eck, das ihr die Wurstvitrine in den Leib gedrückt hat, nicht sieht. Die Kollegin von der Kasse (kräftiger linker Oberarm) nickt ihr zu, die Verkäuferin macht einen Zehn-Uhr-Pausen-Witz: Mir ist das eh wurscht.

(Thema: Was einem so einfallen kann)

Freitag, 20. Januar 2006

Eine Bisserlorogie

Dem Brüllaffen ein bisserl zu fest ins Aug’ geschaut, da hat’s ihm unten den Hodensack ein bisserl aufgeblasen und oben ist ihm ein bisserl der Unflat aus dem Maul gespritzt. Ein bisserl eine Despektierlichkeit, gewiss & pfui: „Lasst uns ein bisserl in die Toilettenräume gehen, die Klotür ein bisserl zumachen und dahinter ein bisserl verstohlene Blicke wechseln.“ Derweilen draußen: Der Druck im Brüllaffensack lässt ein bisserl nach, Brüllaffenarm trommelt ein bisserl auf Brüllaffenbrust: „Du bist die Schönste im ganzen Land!“ Die Damen hinter den Klotüren lächeln ein bisserl und richten ihre Haare.


(Thema: Wir erfinden neue Gattungen)

Donnerstag, 19. Januar 2006

Aus Bertholt Brecht, An die Nachgeborenen

Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.


(Thema: Zitate)

Mittwoch, 18. Januar 2006

Zum Beispiel

Wenn ich z.B. von meiner Unbehaustheit spreche, behause ich mich: nämlich in diesem Wort und mit ihm in all jenen (die ich vielleicht bewundere), die es vor mir ausgesprochen haben. Von der Unbehaustheit zu sprechen, ohne sich zu behausen, das ist zum Beispiel eine Kunst.

(Thema: Kunst)

Aus einem Mailwechsel

(…)
Vielleicht ist Kitsch aber auch deshalb so attraktiv, weil er Sprachlosigkeit überspielt, wie sie ja sowohl bei unfassbar (!!!) Schönem, aber auch bei unfassbar Entsetztem/Traurigem/Verletztem/... auftritt. In allen diesen Fällen bleibt einem ja tatsächlich nebst Spucke auch die Sprache weg. Während die Kunst dieses Moment der Sprachlosigkeit mittransportiert (dadurch aber eben auch emotional distanziert), tut der Kitsch so, als könnte er Worte finden, die bis zum hintersten Zipfel dieser (ja eigentlich unfassbaren) Empfindung reichen. Und er scheint das ja im Moment der Empfindung für viele Menschen auch zu tun.
(…)
Ich denke auch, dass Kitsch sehr viel mit der Sehnsucht nach "Einhelligkeit"
zu tun hat, mit der Sehnsucht, dass etwas ohne jede Einschränkung ist.
(…)
Mir geht's übrigens sehr oft mit Kitsch so, dass ich ihn hauptsächlich als
Sehnsucht sehe. Je höher der Kitschgrad, umso höher ist die Sehnsucht. Und
wenn ich z.B. kitschigste Heileweltgedichte lese, dann tut mir das (auf den
Menschen bezogen, der sich mit diesen Gedichten identifiziert) oft richtig
weh, weil so viel Unerfülltheit in dieser Identifikation steckt.

(Thema: Kitsch)

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