Weil ich dagegen

Du ziehst ein Foto aus einer der Mappen, die deinen Schreibtisch bedecken wie Herbstlaub, und sagst triumphierend: Ich habe sie gleich nach der Prämierung fotografiert!
Ich gebe Mimi einen kollegialen Fußtritt, Mimi missversteht ihn und jault auf. Dir ist das egal, weil du mit Mimi böse bist (Ich bin böse mit Mimi!). Mimi hat sich nämlich das Ordensband heruntergerissen, der Orden muss irgendwo da draußen verloren gegangen sein.
Du hältst mir das Foto so nahe ans Gesicht, dass ich nichts erkennen kann.
Ich bin doch nicht blind, sage ich, aber schon pickt das Foto praktisch auf meiner Nase.
Wahrscheinlich ist es eh nur eine Montage, sage ich, um dich zu ärgern, und du ärgerst dich. War doch nur ein Witz, sage ich. Sage ich begütigend.
Ich bin gern begütigend. Und ich kann das auch gut: das Begütigend-Sein. Ich habe schon zehn Weltkriege verhindert mit meiner Begütigung. Und drei Erdölkrisen und neunundneunzig Terroranschläge.
Du kriegst gleich einen Blutrausch. Wegen mir, wegen dir, wegen deiner Missgunst. Weil du es nicht aushalten kannst, dass du nur einen blöden Hund hast und bestenfalls eine Fotomontage von einem Hundewettbewerb. Einem Mischlingswettbewerb, um das ganz deutlich zu sagen. Und weil ich dagegen mich habe.
Mimi kläfft die Glastür zum Garten an.
Die versteht jedes Wort, sagst du eisig.
Ist ja gut, sage ich. Lass deinen Köter lieber raus, sonst scheißt er dir in dein Arbeitszimmer.
In welcher Mappe sind denn nun meine Fotos?, frage ich, extrem müde, extrem schleppend, extrem angeödet, damit du dich endlich auskennst.
Sind noch nicht fertig, sagst du. Stecken alle noch da drin, sagst du und zeigst auf den Bildschirm.
Schon mal was von Abgabefrist gehört?, sage ich begütigend. Und von Pönale?, sage ich noch begütigender.
Du hast die Mappen beiseite geschoben und spielst auf der Tastatur herum.
Mimi springt durch den Garten und bellt einem Vogel hinterher.
In ihrem früheren Leben muss sie eine Katze gewesen sein, sage ich.
Du lässt von der Tastatur ab und lächelst mich an, tonnenschwer erleichtert.
Bis morgen dann, sage ich zu dir.
Morgen dann aber wirklich, rufe ich Mimi zu, als ich die Gartentür hinter mir geschlossen habe. Spaßhalber drohe ich ihr mit der Faust.

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