Ich bin ja ganz mit Eva Herman dafür, dass ...

Ich bin ja ganz mit Eva Herman dafür, dass die Frauen wieder nachhause zu den Kindern gehören. Weil sie dann endlich wieder Zeit haben, die Kinder zu ordentlichen Menschen zu erziehen, also den Mädchen Kochen, Putzen, Babypflege beizubringen und aus den Buben wieder kräftige, sich im Leben behauptende Männer zu machen. Es muss – schon im Interesse der Arterhaltung! – endlich mal Schluss sein mit diesen schlamperten Zuständen, wo die Frauen ihren Mann stehen und die Männer dann nicht wissen, wo sie hingehören. Ganz klar, dass es mit der Fortpflanzung dann nicht mehr klappt!

Die Frauen werden, wenn sie nicht mehr wider ihre Natur handeln, auch glücklicher und zufriedener sein. So werden sie ohne einen Anflug von verderblichem Stress, wie er sie zur Zeit die Traulichkeit der Familie vergiftet, die Wohnungen ebenso adrett wie die Kinder halten und sie werden Erziehungs-, Koch-, Einrichtungs- und Modezeitschriften lesen, um am neuesten Stand zu bleiben – sie sollen schließlich nicht verdummen, weil das für die Kinder nicht gut ist. Und für den Mann ist es auch nicht gut, wenn seine Frau eine Hinterwäldlerin ist und – Gott bewahre – womöglich auch noch so aussieht.

Nein, das wird keine altbackene Harmonie sein, die sich der neuen Familien bemächtigt, diese Harmonie wird zeitgemäß sein! Dafür werden die Frauen sorgen, die ja schließlich wissen, worum es geht: um ihr Glück! Da wird es dann auch keine vorgefertigte Tiefkühlkost mehr geben, da wird vielmehr nach den neuesten Ernährungsgrundsätzen gekocht werden. Die Kinder, die dann natürlich nicht nur vom Kindergarten, sondern auch von der Schule abgeholt werden, finden jeden Tag ein liebevoll zubereitetes Mittagessen vor und eine vollkommen glückliche und entspannte Mutter, die mit ihnen die Hausübungen macht und die sie dann zu Freunden oder zum Sportunterricht oder zur Musikstunde bringt. Da das Familieneinkommen dann ja nur noch vom Mann getragen wird, wird die Frau vermutlich kein eigenes Auto mehr besitzen, was nicht nur das Problem der fehlenden Parkplätze und das viel größere Problem der Umweltbelastung drastisch reduzieren würde, sondern was auch den öffentlichen Verkehr wieder in seine angestammten Rechte setzen würde: der Frauen- und Kindertransport ginge mit Straßen- und U-Bahn vonstatten. Außerdem würden die Frauen, nun ohne Fahrzeug, dafür aber mit viel mehr Zeit, im Geschäft um die Ecke einkaufen. Was das Problem des Niedergangs der Nahversorgung so gut wie lösen würde.

Der durch aushäusiges Tun getrübte Frauenblick wird nun glasklar z.B. auf die Zahngesundheit der Kinder gerichtet, die Mütter werden natürlich auch auf die Bewegung der Kinder in frischer Luft achten und sie werden sich der von Alters her überlieferten Hausmittel erinnern, mit denen sie die Gesundheit ihrer Lieben stärken werden. In Kombination mit der nunmehr gesunden Ernährung wird auf diese Weise das Problem der fast nicht mehr finanzierbaren medizinischen Versorgung im Handumdrehen gelöst sein: die sogenannten Zivilisationserkrankungen fallen dann ja praktisch weg. Und da die Frauen ausreichend Zeit haben, wird das alles auch noch ohne jene Gereiztheit stattfinden, wie wir sie von den heutigen Frauen kennen, die glauben, ihren angestammten Platz verlassen zu müssen. Man weiß ja, wie schlecht es für die psychische Entwicklung der Kinder, aber auch für den, erschöpft von der Arbeit heimkehrenden Mann ist, wenn ihn zuhause gereizte, ja womöglich hysterische Stimmung erwartet.

Und noch ein Problem, das uns zur Zeit vor Finanzierungsprobleme stellt, löst sich wie von selbst, indem die natürliche Ordnung wieder hergestellt wird: die Sorge und Pflege der alten Menschen. Die Lücke, die das Erwachsenwerden der Kinder in ein Frauenleben reißt, eine Lücke, die gerade von den hingebungsvollsten und also weiblichsten Frauen aufs Schmerzhafteste erfahren wird, entsteht erst gar nicht, wenn sie ihrer Bestimmung folgen. Ob Eltern, Tanten, Onkel oder auch Nachbarn und Nachbarinnen: es gibt immer einen alten Menschen, der Betreuung braucht. Nicht zu vergessen der Mann, der schön langsam ja auch in die Jahre kommt.

- Falls der Mann noch da ist, denn gelegentlich verlassen Männer ihre Frauen und Kinder. Gelegentlich verlieren sie auch ihre Arbeit oder werden krank. Gelegentlich entpuppen sie sich als Trinker und Schläger, die selbst vor den Kindern nicht Halt machen, weswegen auch den besten Frauen nichts anderes übrig bleibt, als sich von ihnen zu trennen.

Gelegentlich klappt es also nicht dauerhaft mit dem weiblichen Glück und die Frau steht dann vor dem Problem, wie sie es finanzieren soll. Deshalb empfiehlt es sich, entweder reich zu heiraten (und sich wertvollen Schmuck schenken zu lassen, denn der bleibt der Beschenkten in jedem Fall auch nach einer Scheidung) oder in den Stunden der Muße an einem Bestseller zu schreiben. Zum Beispiel an einem Bestseller, der davon handelt, dass die Frauen ins Haus zu den Kindern gehören.
Josi1964 - 19. Okt, 20:16

Hallo Andrea,

ich bin wirklich froh darüber, dass ich (offensichtlich) nicht die Einzige bin, die das Buch dieser Dame nicht ernst nimmt. (Und ich schaue nach wie vor ab und an bei dir herein und freue mich über deine Text-Aktivität.)
Der Text zeigt sehr schön die Peinlichkeit der offiziellen Diskussionen, diese Suche nach Schuldigen und (ebenso peinliche) Suche nach Patentrezepten.
Wahrscheinlich gehts wirklich nur um schnelles Geld. (Und eigentlich ist's keine ernsthaften Debatten wert).

Gruß
Josi

ahg - 20. Okt, 12:03

liebe josi,

wie schön, was von dir zu "hören"!
der kleine text hier - wahrscheinilch selbst der ein zuviel an ernst-nehmen dieses "optimierten bestsellermachwerks". andererseits ist's schon auch bedenklich, dass über solche, doch eigentlich als weit überholt angesehene gedanken soviel diskutiert wird.
liebe grüße
andrea
(schade, dass du deinen blog aufgelassen hast!)
Josi1964 - 21. Okt, 08:54

Mit "bedenklich" hast du völlig Recht, zumal das nicht der einzige Fall öffentlich zelebrierter konservativer Heilssuche ist.
Was mich betrifft: Wenn ein Blog zum Block wird und zur Blockade führt ;-), muss er weg, das geht leider nicht anders. (Hauptsache, man schreibt weiter.)
Grüße zum Wochenende
Josi

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