Als ich gestern durch die Malzgasse ging

Als ich gestern // ein kleines Kind in meiner Jackentasche // durch die Malzgasse zum Augenarzt // ging // sah ich zwei alte Frauen // schwatzend wie Freundinnen es tun // und zwischen ihnen // angeleint // einen Hund mit einem Rädergestell ums Hinterteil // die Hinterfüße in der Luft // und ich // kraulte das kleine Kind in meiner Jackentasche und ließ es // durch meine Finger gleiten // da war ich auch schon weitergegangen und vorbei an einem Plakat mit // Babys // Beinfreiheit wurde für Windeln geworben.

(Thema: Wien)
also - 25. Sep, 19:00

frei

der hund hat wohl auch beinfreiheit - freilich kaum aus freien stücken.

ZuN - 27. Sep, 06:29

gott ich könnte hier 24/7 lesen!!

ahg - 27. Sep, 20:36

ich dank euch

recht schön fürs reagieren!
Tasso - 30. Sep, 19:34

Als ich gestern durch die Malzgasse ging

Liebe Andrea Heinsch-Glück,

ich lese immer wieder diesen Text. Er fasziniert mich. Wie ist er einzuordnen? Als lyrische Prosa? Ich vermag sie nach diesem Format nicht einzuordnen. - Wie siehst Du Deine Texte?

Beste Grüße
Tasso J. Martens

ahg - 1. Okt, 09:34

Lieber Tasso Martens,

ich sehe das auch so, dass dieser Text „der Lyrik sehr nahe gebaut“ ist. Ich habe auch versucht, ihn mit Zeilenumbrüchen zu versehen, da kam aber eine Art unangebrachter Sinnschwere ins Spiel, die Beiläufigkeit ging verloren. Wenn man so will: dieses Gehen (das Erzähl-Ich geht ja die ganze Zeit) fände im Gedicht keine Abbildung. Was gerade bei diesem Text besonders schwerwiegend wäre.

Generell (auf meine Text gesehen) arbeite ich wohl ziemlich eklektizistisch, was Lyrik und Epik betrifft, bzw. verschränke ich die Beiden (wie bei einem Reißverschluss?):

von der Lyrik das Fokussierte, von der Epik die Möglichkeit, Abläufe einzubringen. Von der Lyrik den „bedingungslos-subjektiven Blick“, von der Epik die Möglichkeit, diesen via Erzähler zu unterwandern, von der Lyrik das Rhythmische, von der Epik das Geschwätzige, von der Lyrik die Bildhaftigkeit, von der Epik die Möglichkeit, diese als Realität „herbei zu erzählen“. Von der Lyrik das Eindringlich-Besondere, von der Epik die Möglichkeit dieses Eindringlich-Besondere „zurückzubauen“.

Die Bezeichnung „lyrische Prosa“ passt da (das sehe ich auch so) nur in sehr seltenen Fällen.


Mit einem großen Dankeschön fürs Interesse und Grüßen
Andrea
Tasso - 1. Okt, 18:25

Lyrik und Epik

Liebe Andrea Heinisch-Glück,

die Ästhetik Deiner Texte, erinnern mich an die Ansichten Croces, der davon ausging, dass jedes Kunstwerk seinen Grund allein in sich selbst habe. Nach seiner Ansicht gibt es keine Normen außerhalb des Werks, höchstens als Hilfsbegriffe der Theoretiker. Du führtest den Begriff der Eklektik an, der Mischung verschiedener Kunstgattungen, in Deinem Falle der Lyrik und Epik, genauer vielleicht: dem „Lyrischen“ und dem „Epischen“ (so nach Staiger), womit u.a. die Möglichkeit der „Mischung“ in den einzelnen Gattungsformen – so verwirklicht in Deinen Texten – realisiert werden kann. Meine Anfrage an Dich war vielleicht aus dieser Sicht im Nachhinein zu oberflächlich angelegt.

Du hast geschrieben: „...Ich sehe das auch so, dass dieser Text „der Lyrik sehr nahe gebaut“ ist. ...“

Um einen Text inhaltlich „voranzutreiben“ bedarf es in der Lyrik der „sog. Schwebung“. Zumindest ich nenne diese so als dilettierender Literat. Ich verstehe darunter die sinngemäße Verknüpfung von Inhalten, indem ich zum Teil überraschende Übereinstimmungen von Wörtern und Begriffen – auch und besonders abseits der Realität oder Alltäglichkeit – suche, um damit einen möglichst nahtlosen Übergang von einem Bild zum andern zu erzielen. Dies ist bei Deinen Texten so nicht möglich, weil Du dann zudem auch Deine Sprache ändern müsstest, ja diese zu sehr „abtriften würde“. Du hast deshalb, so aus meiner Sichtweise, folgerichtig die Epik, mit der Möglichkeit der stringenten Inhaltsführung, gewählt; So habe ich auch deine Nachricht verstanden.

Lyrik und zugleich Epik – ich sehe als Bindeglied die „Nichtfestlegung auf die Wirklichkeit“, teilweise die „etwas andere Betrachtungsweise der Dinge“ in Deinen Texten, so dass es aus meiner Sicht mehr ist als nur die „Verschränkung“ verschiedenartiger Elemente.

Beste Grüße
Tasso J.M.

parallalie - 1. Okt, 20:53

ich baumle mit de beene
sehr klabundig
und streichle in der tasche
mich selbst - und selfish
klein ein giant
wackelt mir im hinterkopf
dies öde tier
ich kann doch nichts dafür!
ich will nur gehen
ohne das
ich baumle mit de beene
und wohne nicht in wien
ich baumle mit den dingen
und verschränke mich
im sehen

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