Blatt Eins
„Ergebenster Diener“, sprach der Trennkörper und beugte sich vor Ihro Deutungshoheit. „Bitte geben Sie mir einen Namen, auf dass ich kein sinn- und zweckloser Trennkörper mehr sein muss.“ Ihro Deutungshoheit blickte auf die beginnende Glatze des gebeugten Mannes und nannte ihn – man hatte gerade zweieinhalb Hühnerbrüstchen in französischer Rotweinsauce verspeist und war guter Laune – Herr von Spiegel. Allerdings entkam Ihro Deutungshoheit beim Sprechen ein letzter Tropfen der kräftig mit Olivenöl versetzten Weißweinsauce und dieser Tropfen landete direkt auf der beginnenden Glatze des Trennkörpers. Den fiel ob der vermeintlichen Spucke das große Grausen an. Er vergaß all die Mühen, die er auf sich genommen hatte, um zu Ihro Deutungshoheit vorzudringen, er rieb nur noch wie ein Besessener auf seinem Kopf herum und hörte natürlich auch nicht mehr zu, als ihm sein Name gegeben wurde. Dieses Verhalten war nun ohne jeden Zweifel mehr als ungehörig, man hört in jedem (in JEDEM!) Fall zu, wenn Ihro Deutungshoheit die Namen verteilt, und davon abgesehen scheuert man im Angesicht Ihro Deutungshoheit ganz prinzipiell nicht auf seinem Kopf herum, ganz egal, was ihm auch widerfahren sein mag, und deshalb ist es auch billig und recht, dass der Trennkörper nun auf ewig sinn- und zwecklos herumgeistern muss.
(Thema: Aus den Aufzeichnungen des Hermann Feuerstein)
(Thema: Aus den Aufzeichnungen des Hermann Feuerstein)
ahg - 13. Sep, 07:47
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