Krebsscherenmoment
Im Krebsscherenmoment fallen die Arme auseinander, sagt die Sterndeuterin. Dann weißt du: Jetzt ist der Krebsscherenmoment, in dem ...
In dem ?, fragt Kellermann.
Die Sterndeuterin schweigt. Sie tritt von einem Bein aufs andere, es ist kalt.
In dem?
Die Sterndeuterin reagiert nicht.
Auch Kellermanns Freundin tut, als ob Kellermann sie nichts anginge. Schließlich war diese Sterndeuterinnennummer nicht ihre Idee. Wahrlich nicht! Sie betrachtet ihre neuen Gummistiefel: pelzgefüttert. Ein guter Kauf.
Kellermann wird wütend, er fuchtelt mit den Händen herum und beschimpft die Sterndeuterin: Du alte Vettel, du bist mir mitsamt deinem Krebsscherenmoment scheißegal.
Immer wieder deutet er in den Himmel: Da! Sag was! Sag mir was über mich und die Scheißsterne.
Die Sterndeuterin bewegt sich jetzt nicht mehr, aber ihre Augen funkeln. Vor Wut oder weil sie ein Stern geworden ist.
Kellermanns Freundin wird argwöhnisch und Kellermann macht Bocksbeine, bis er einen Krampf kriegt.
Schuld ist diese Sterndeuterin, sagt Kellermanns Freundin zu den Sanitätern, die hinter den Bäumen gewartet haben. Wie ein Kometenschweif hängt ihr Satz in der Luft.
Schuld ist der Krebsscherenmoment, sagen die Sanitäter. Hastig hingeworfene Erklärungen folgen, die Sterndeuterin steht immer noch stumm und starr auf der Wiese, der nächtlichen, die Augen blitzen und die Arme hängen an ihren Schultern, als ob sie sich jeden Moment verflüchtigen könnten.
Damit Kellermann auf die Trage passt und vernünftig getragen werden kann, werden ihm die Bocksbeine auf Liegeposition herunter gebrochen. Er heult auf. So ein armer Hund, sagt ein Sanitäter.
Schuld ist die Sterndeuterin, wiederholt Kellermanns Freundin. Die Sanitäter interessiert das jetzt überhaupt nicht, auf eins, zwei, drei heben sie die Trage hoch. Kellermann sieht Sterne. Seine Arme rutschen von der schmalen Liege. Sie streifen an der Sterndeuterin. Plötzlich heben sich die Arme der Frau. Die Freundin von Kellermann kriegt sofort einen Eifersuchtsanfall, der aus ihren Augen bösartige schwarze Knöpfe macht.
Kellermann zieht den Kopf ein, die Arme der Sterndeuterin bleiben auf halbem Weg nach oben (in den Himmel!) stehen. Sie kreuzt ihre Finger, als sie sagt: Reg dich nicht auf, Marie.
Kellermanns Kopf kommt wieder hervor und der Krampf verschwindet, die Sanitäter stehen samt Trage unschlüssig auf der morastigen Wiese herum. Die Augen von Kellermanns Freundin knöpfen sich in die Knopfleiste von Kellermanns Jeans, ein Sanitäter wühlt aus seiner Sanitäterjacke den Mond hervor und klebt ihn an eine Esche.
Das ist eine Frage der Professionalität, sagt er zu einem anderen Sanitäter, aus dem nie etwas werden wird, weil er nicht flexibel genug ist.
Das ist kein Krebsscherenmoment, sagt die Freundin von Kellermann, bevor sie in Kellermanns Levis verschwindet.
Der Sanitäter steckt den Mond wieder ein, wie eine Prozession verlassen sie – auf der Trage Kellermann inklusive Freundin – die Wiese. Die Sterndeuterin bleibt zurück. Wie eine Statue mit glitzernden Augen steht sie da. Die Arme so fest am Körper, dass es aus der Ferne so aussieht, als ob sie gar keine hätte.
In dem ?, fragt Kellermann.
Die Sterndeuterin schweigt. Sie tritt von einem Bein aufs andere, es ist kalt.
In dem?
Die Sterndeuterin reagiert nicht.
Auch Kellermanns Freundin tut, als ob Kellermann sie nichts anginge. Schließlich war diese Sterndeuterinnennummer nicht ihre Idee. Wahrlich nicht! Sie betrachtet ihre neuen Gummistiefel: pelzgefüttert. Ein guter Kauf.
Kellermann wird wütend, er fuchtelt mit den Händen herum und beschimpft die Sterndeuterin: Du alte Vettel, du bist mir mitsamt deinem Krebsscherenmoment scheißegal.
Immer wieder deutet er in den Himmel: Da! Sag was! Sag mir was über mich und die Scheißsterne.
Die Sterndeuterin bewegt sich jetzt nicht mehr, aber ihre Augen funkeln. Vor Wut oder weil sie ein Stern geworden ist.
Kellermanns Freundin wird argwöhnisch und Kellermann macht Bocksbeine, bis er einen Krampf kriegt.
Schuld ist diese Sterndeuterin, sagt Kellermanns Freundin zu den Sanitätern, die hinter den Bäumen gewartet haben. Wie ein Kometenschweif hängt ihr Satz in der Luft.
Schuld ist der Krebsscherenmoment, sagen die Sanitäter. Hastig hingeworfene Erklärungen folgen, die Sterndeuterin steht immer noch stumm und starr auf der Wiese, der nächtlichen, die Augen blitzen und die Arme hängen an ihren Schultern, als ob sie sich jeden Moment verflüchtigen könnten.
Damit Kellermann auf die Trage passt und vernünftig getragen werden kann, werden ihm die Bocksbeine auf Liegeposition herunter gebrochen. Er heult auf. So ein armer Hund, sagt ein Sanitäter.
Schuld ist die Sterndeuterin, wiederholt Kellermanns Freundin. Die Sanitäter interessiert das jetzt überhaupt nicht, auf eins, zwei, drei heben sie die Trage hoch. Kellermann sieht Sterne. Seine Arme rutschen von der schmalen Liege. Sie streifen an der Sterndeuterin. Plötzlich heben sich die Arme der Frau. Die Freundin von Kellermann kriegt sofort einen Eifersuchtsanfall, der aus ihren Augen bösartige schwarze Knöpfe macht.
Kellermann zieht den Kopf ein, die Arme der Sterndeuterin bleiben auf halbem Weg nach oben (in den Himmel!) stehen. Sie kreuzt ihre Finger, als sie sagt: Reg dich nicht auf, Marie.
Kellermanns Kopf kommt wieder hervor und der Krampf verschwindet, die Sanitäter stehen samt Trage unschlüssig auf der morastigen Wiese herum. Die Augen von Kellermanns Freundin knöpfen sich in die Knopfleiste von Kellermanns Jeans, ein Sanitäter wühlt aus seiner Sanitäterjacke den Mond hervor und klebt ihn an eine Esche.
Das ist eine Frage der Professionalität, sagt er zu einem anderen Sanitäter, aus dem nie etwas werden wird, weil er nicht flexibel genug ist.
Das ist kein Krebsscherenmoment, sagt die Freundin von Kellermann, bevor sie in Kellermanns Levis verschwindet.
Der Sanitäter steckt den Mond wieder ein, wie eine Prozession verlassen sie – auf der Trage Kellermann inklusive Freundin – die Wiese. Die Sterndeuterin bleibt zurück. Wie eine Statue mit glitzernden Augen steht sie da. Die Arme so fest am Körper, dass es aus der Ferne so aussieht, als ob sie gar keine hätte.
ahg - 5. Jan, 11:49