Ein Sommerspaziergang
In einem Land, sagen wir in Katakombien, da rennt eine Frau herum mit meterlangen Armen, die wie überdimensionale Golfschläger durch die Luft rudern. Sie will eine Natur um die andere umarmen, aber die Gräser ducken sich elegant wie russische Bodenturnerinnen und die Wiesenblumen lächeln, als ob es die Katakombierin gleich gar nicht gäbe. Wie zufällig biegen sie sich ihr in diese oder jene Richtung davon. Nur die hochstieligen Wasseraufzugsstängel, an ihrer Aufgabe hart geworden, brechen, von einem Arm der Katakombierin getroffen, ab, begleitet von einem kurz aufspritzenden Miniaturwasserfeuerwerk. Ist sie weg, die Katakombierin, gleiten die Gräser und Wiesenblumen ohne jede Hast wieder in ihre angestammte Position der Lieblichkeit zurück, an den langen Röcken der Frau aber hängen die widerhakenden Stachelkugeln der Kletten. Die Katakombierin bleibt endlich stehen, sie schlägt ihre meterlangen, golfschlägersteifen Arme über der Brust zusammen. Ohne dass ein Fingerspitz sie berührt, treibt sie Naturluft an sich heran, sie senkt den Kopf und atmet tief ein. Ihre Seufzer, als sie die Naturluft wieder aus den Lungen heraus lassen muss, sind weithin zu hören. Die Gräser und Wiesenblumen ducken sich erneut, die wollweißen Flugschirmchen der Disteln recken sich.
(Thema: Naturalie)
(Thema: Naturalie)
ahg - 16. Aug, 08:42